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08.08.2003
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Computer
  "Windows Nein Danke!"
 
  Sicherheitsthemen stehen
beim Hacker-Treffen ganz oben
 
  "Dein Laptop ist super, aber dein Betriebssystem ist mies", sagt der junge Italiener im Vorbeigehen. Eins ist klar: Mit "Windows" steht man auf dem Chaos Communication Camp bei Berlin auf der falschen Seite. "Exchange Microsoft" oder "Pinguin Liberation Front" prangt auf etlichen T-Shirts, so weit noch welche getragen werden. Denn die Sonne brennt den Hackern mächtig auf den Pelz.
 
 
 
  Sicherheitsthemen stehen auf dem Hacker-Treffen ganz oben auf der Tagesordnung. Auch die Deutsche Telekom geht da wohl lieber auf Nummer Sicher.

Wie "Dude", ein 26-jähriger Hacker aus Münster, berichtet, hat die Telekom den IP-Kreis, das gesamte Netzwerk des Camps, geblockt und will damit wohl ihre Privatkunden vor möglichen Hacker-Angriffen schützen. Der Internet-Chat der Camper untereinander ist laut "Dude" nur noch über zwei Provider (netsurf und freenet) möglich.
  "Windows-freie Zone"
     "Das Zeltlager ist die größte Ansammlung von Microsoft-Hassern unter freiem Himmel", sagt Charly Kuehnast vom Chaos Computer Club. Hier, wo es um Sicherheit geht, machen MS-Systeme keinen Sinn. Der Spaß-Faktor fehle auch bei Windows, weil man selber nicht daran basteln könne. "Man kann nicht unter die Motorhaube schauen".
 
  Das heißt aber nicht, dass Windows-Nutzer hier total verpönt sind. "Es gibt nur kaum welche, manche machen's aus reiner Faulheit mal vorübergehend", sagt Chaos-Sprecher Lars Weiler. Auf seinem T-Shirt steckt ein CIA-Button - "Chaos Information Agency". Unter den Chaos-Campern sei aber garantiert niemand, der sich einen Aldi-Computer mit fertiger Windows-Installation kaufe. "Die Leute hier wissen ganz genau, was sie tun, auch, wie man Windows sinnvoll anwendet", sagt "Dude" aus Münster.
  Eine völlig Windows-freie Zone auf dem Zeltplatz ist allerdings das "BSD-Dorf", sagt Weiler. BSD (Berkely-Software-Distribution) ist ebenfalls Open-Source-Software und wurde bereits Anfang der 1970er Jahre entwickelt und an den Hochschulen genutzt. Es gilt unter Softwerkern als stabiler und sogar sicherer als Linux.
  UNIX-Sicherheit und "Lockpickers"
     Die Vorträge in zwei Großzelten beginnen am frühen Nachmittag. Platz gibt es jeweils für etwa 250 Leute, so der Camp-Sprecher Lars Weiden. In Zelt A läuft ein Vortrag über "Social engineering". Aber keiner hat so richtig Lust. Es ist zu heiß, um aktiv zu sein. Nach einer Weile setzt ein Massenexodus ein. Dann doch eher baden oder was trinken.
  Im B-Zelt geht es um Sicherheitsmängel bei der Programmiersprache C und dem Betriebssystem UNIX. Geduldig beantwortet der Referent hochspezialisierte Fragen. Aber auch hier setzt die Hitze den Leuten zu. Am Ende bleiben nur noch ein paar Zuhörer übrig.

Unter einer anderen Plane sitzen ein Dutzend Leute, die geduldig an Schlössern herumschrauben - die "Lockpickers". Sie zeigen Interessierten, wie man Schlösser knackt, ohne sie kaputt zu machen. Und genau das verbindet sie mit den Hackern. "Man braucht die gleichen Fertigkeiten - Finesse, Kreativität, und man muss dahinter schauen, wie etwas funktioniert", sagt CCC-Gründungsmitglied Steffen Wernéry. Na ja, natürlich kann ein bisschen Fingerfertigkeit nicht schaden. Dass Schlossknacker und Hacker oft zusammen auftreten, hat Tradition.
  "Honey Pots" und "Death Match"
     Am Abend gibt's einen Vortrag über "Honey Pots". Das sind Fallen, die für Hacker ausgelegt werden, um deren Verhalten und damit Schwachstellen im System zu analysieren. "Uns wurde gezeigt, woran wir die "Honey Pots" erkennen können", sagt "Dude", der Firmen-Netzwerker aus Münster.

Denn was ein richtiger, und das heißt, ein guter Hacker ist, dem geht es nicht um Missbrauch, sondern der will das Bewusstsein für Sicherheitslücken schärfen. Hacken ist der kreative Umgang mit der Technik, so das Credo der Community. "Die Kaputtmacher sind die Cracker, nicht die Hacker", sagt Chaos-Mitglied Charly Kuehnast aus Xanten. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit gerate das leider noch häufig durcheinander. Im wirklichen Leben ist Charly Systemadministrator im Rechenzentrum in Moers, das vor allem Open-Source-Anwendungen für Kommunen anbietet.
  Ob es dieses Mal ein so genanntes "Death Match" geben wird, ist noch unklar. Es ist der klassische Hacker-Wettbewerb auf solchen Festivals. Verschiedene Teams versuchen dabei, auf leeren Rechnern Serverdienste aufzubauen, meistens auf Linux, und andere Hacker zugleich daran zu hindern, ihre Aufgabe zu erfüllen.
 

   
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