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07.08.2003
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Computer
  Hacker auf den Acker
 
  Chaos Communication
Camp: Zwischen Badesee
und Biometrie
 
  Vier Tage zelten, baden, hacken und Systeme knacken. Über 2000 Computer-Freaks aus aller Welt treffen sich ab 7. August auf einer Weide bei Altlandsberg, 30 Kilometer östlich von Berlin. Rund 50 Vorträge und Workshops füttern von Mittag bis Mitternacht die Hacker-Hirne. Das zweite Chaos Communication Camp, das der Chaos Computer Club auf die Beine stellt, soll ein heißes Festival werden.
 
 
 
  Das liegt nicht nur an den hitzigen Ideen. 35 Grad sagen die Wetterfrösche voraus. Aber zum Glück gibt's ja noch den Badesee. "Bringt Sonnenbrille und Hüte mit", schreibt Tim Pritlove, einer der Organisatoren des Camps, per Mail an seine "Erdlinge".
  Außerirdischer Kult
     Das Camp ist nämlich Kult - ein etwas wirrer, außerirdischer Kult. Der Anlass für das erste Hacker-Treffen - so die Chaos-Veranstalter - war die Zwischenlandung des Raumschiffs "Heart of Gold". Der Legende zufolge gab es damals technische Probleme mit dem Bordcomputer. So rief die intergalaktische Chaos-Kontaktgruppe die Computer-Erdlinge zusammen, um das Raumschiff wieder flott zu machen.
  Seitdem sind vier Jahre ins Land gegangen, und die Heart of Gold hat ihre Rückkehr zum Blauen Planeten angekündigt. Die Leute vom Chaos Computer Club haben den Boden für die Landung vorbereitet und die Erdlinge wieder zur Versammlung aufgerufen.
  Technik in freier Natur
     Wie aber schickt man 2000 und mehr Hackwillige draußen in freier Natur auf die Datenbahn? Über dem Camp erhebt sich ein 18 Meter hoher Sendemast, der die Wiese per Funk mit dem Internet verbindet. Auf dem Gelände selbst sorgt ein sternförmig verlegtes Glasfasernetz dafür, dass jeder von seinem Zelt aus online gehen kann, und das sehr zügig bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von insgesamt 155 MBit pro Sekunde. Das ist sogar fünf Mal schneller als beim letzten Camp und 3000 Mal schneller als mit einem guten Modem.
 
  Wegen der Technik ist ein Hacker-Fest auf dem platten Land ziemlich aufwändig. "Wir hauen bestimmt zwischen 100.000 und 200.000 Euro auf den Kopf", sagt Chaos-Sprecher Andy Müller-Maguhn im Gespräch mit heute.online. "Bei unserem ersten Camp haben wir uns verhoben." Die Kosten sollen dieses Mal besser auf viele Geldbeutel verteilt werden. 100 Euro muss ein Erdling berappen, um volle vier Tage auf der Weide zu hacken. Die Veranstalter sind guter Hoffnung, dass sie dieses Mal besser kalkuliert haben.
  Was treibt die Hacker aufs Land?
     Die Idee, die Hacker aufs Feld zu bringen, stammt von den Holländern, sagt Müller-Maguhn. Im Nachbarland sei die Camping-Kultur viel mehr ein Teil des "mindset" als bei den Deutschen. Das erste europaweite Camp fand dort bereits 1989 statt. Alle zwei Jahre gehen die Hacker zelten, mal im niederländischen Enschede, mal in Brandenburg. Nur: Warum?

"Wir sind ja alle vernetzt und kommunizieren miteinander. Da ist es einfach schön, sich mal live kennen zu lernen", erklärt Müller-Maguhn den Sinn und Zweck einer solchen Veranstaltung. In einem Festival-Rahmen mache das einfach mehr Spaß. "Da kann man zusammen kochen, essen und auch mal gemeinsam in den See hüpfen." Die Teilnehmer leben in "Dörfern", in denen sich diejenigen mit ähnlichen Interessen zusammenfinden können. Deswegen richte sich die Aktion auch vor allem an Leute, die in der Szene verwurzelt sind und die das Camp als gemeinsames Erlebnis begreifen.
  Hacker und Haecksen
     Inzwischen ist die Hacker-Szene in die Jahre gekommen. "Wir sind nicht mehr alle 15", sagt der Chaos-Club-Sprecher. So würden viele "Frau und Kind" mitbringen oder eben "Mann und Kind". Denn viele "Haecksen" haben sich in den letzten Jahren unter die Hacker gemischt. "Wir können immerhin schon auf ernsthafte 20 Prozent Frauen verweisen - ist schon fast ein gesundes Verhältnis", witzelt Müller-Maguhn.
  Neben dem Spaß am Zelten treibt die Hacker und Haecksen natürlich auch das vielfältige Angebot an Hirn-Nahrung auf die Weide. Vorträge und Workshops zu aktuellen technischen, gesellschaftlichen, politischen oder philosophischen Fragestellungen machen das Camp auch für "Außerszenige" spannend. Die können sich das Konferenzmenü für 20 Euro am Tag schmecken lassen.
  Futter fürs Hirn
     Das Camp-Programm sei jedoch etwas techniklastiger als das Angebot des alljährlichen Hacker-Kongresses in Berlin, sagt Müller-Maguhn. Es gehe viel um technische "Updates". Ein Schwerpunkt sei der neue Standard für Adressen im Internet, die so genannte IPV6-Technik. Auch die aktuelle Sicherheitsdiskussion im Zusammenhang mit den Folgen des 11. September werde Thema sein. Hier spiele die Diskussion um biometrische Daten und die ganze Überwachungstechnologie eine Rolle.
  Und was wäre ein echtes Hackerfest, ohne dass pfiffige Programmierer mal wieder ein System knackten, das von der Fachwelt bis dahin als sicher verkauft wurde? "Es wird natürlich wieder Wettbewerbe geben, die darauf abzielen, Systeme zu überlisten. Das hat was Sportliches und ist ganz klar Teil des Camps." Dieses Mal werde es sehr stark um Sicherheitslücken bei Open-Source-Software gehen, wie etwa bei Linux. Mehr verrät der Chaos-Sprecher nicht.
 

   
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