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07.08.2003 |
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http://www.heute.t-online.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,2058037,00.html |
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Computer |
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"Auch mal gemeinsam in den See hüpfen" |
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Chaos-Club-Sprecher Müller-Maguhn über das Hacker-Camp bei Berlin |
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Zum
zweiten Mal trommelt der Chaos Computer Club Hacker aus aller Welt zu
einem Zeltlager vor den Toren Berlins zusammen. "Wir sind ja alle
vernetzt und kommunizieren miteinander. Da ist es einfach schön, sich
mal live kennen zu lernen", sagt Sprecher Andy Müller-Maguhn. Aber es
darf auch gehackt werden. |
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heute.online: Der Chaos Computer Club lädt zum zweiten Mal auf der grünen Wiese zum Zelten ein. Was treibt die Hacker auf's Land? |
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Müller-Maguhn:
Das hat mittlerweile schon Tradition. Die Holländer haben damit zuerst
angefangen - die haben die Camping-Kultur viel mehr in ihrem "mindset"
drin. Alle zwei Jahre findet ein europaweites Hacker-Camp statt. Wir
wechseln uns mit den Holländern ab. Das erste haben wir vor vier Jahren
gemacht. |
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Mit
dem Camp wollen wir unseren ganzheitlichen Anspruch zum Ausdruck
bringen. Das ermöglicht eine Festival-Atmosphäre eben viel eher als
eine Kongress-Umgebung. Die Leute leben im Camp zusammen, kochen,
diskutieren oder springen zwischendurch mal in den Badesee. Viele
bringen auch ihre Familien mit, Frau und Kind, soweit vorhanden. |
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Das
Camp ist in "Dörfer" aufgeteilt, wo sich die Leute mit gemeinsamen
Interessen zusammenfinden. Daneben gibt es einen Konferenz-Teil, der
von zwölf Uhr mittags bis Mitternacht geht. Bei den Temperaturen
verlegen wir das ganze vielleicht sogar noch weiter in die Nacht
hinein. |
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heute.online: Die Leute bringen Frau und Kind mit - das klingt immer noch nach einer reinen Männer-Szene? |
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Müller-Maguhn:
Natürlich haben wir mittlerweile auch viele "Haecksen", die Mann und
Kind mitbringen. Wir können immerhin schon auf ernsthafte 20 Prozent
Frauen verweisen - ist schon fast ein gesundes Verhältnis (lacht).
Unter den heute 15- bis 20-Jährigen gibt es viele technisch
interessierte Frauen. Da hat sich in den letzten zehn Jahren was
geändert. |
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heute.online: Wie viele Leute erwartet Ihr? |
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Müller-Maguhn:
Online hatten sich bis Montag schon 1300 Teilnehmer angemeldet.
Normalerweise registrieren sich nur halb so viele, wie letztlich
auftauchen. Das heißt, es könnten sogar 2500 Leute werden. Viele
Italiener, Schweizer, Österreicher und Holländer kommen. Auch aus den
USA stehen schon um die 30 Leute auf der Liste. Es ist ein
internationales Festival. Deswegen machen wir das gesamte Programm auf
Englisch. |
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heute.online: Wie bringt man über 2000 Hacker auf der Weide ans Netz? |
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Müller-Maguhn:
Auf dem Gelände steht ein Sendemast, der die Verbindung ins Internet
herstellt. Die Gesamtgeschwindigkeit ins Netz beträgt 155MBit/s. Ein
Hacker-Fest auf der Wiese kostet einen Haufen Kohle. Die Technikaufbau
ist aufwändig, und der Stromverbrauch ist hoch, vor allem bei den
heißen Temperaturen im Moment. Wir hauen bestimmt zwischen 100.000 und
200.000 Euro auf den Kopf. Bei unserem ersten Camp haben wir hohe
Verluste gemacht. |
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heute.online: Ist das Camp nur was für Insider? |
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Müller-Maguhn:
Vom Konzept her richtet sich die Veranstaltung an Leute, die vier Tage
bleiben und das Camp als gemeinsames Erlebnis sehen. Also schon eher
für diejenigen, die in der Szene verwurzelt sind. Wir sind ja alle
vernetzt und kommunizieren miteinander. Da ist es einfach schön, sich
mal live kennen zu lernen. Und in einem Festival-Rahmen macht das
einfach mehr Spaß. Da kann man zusammen kochen, essen und auch mal
gemeinsam in den See hüpfen. |
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Andy Müller-Maguhn Der
31-jährige gebürtige Hamburger hat bereits als Teenager angefangen,
Computer-Codes zu knacken. Er baute den Chaos Computer Club (CCC) mit
auf, dessen Sprecher er heute ist. Müller-Maguhn lebt in Berlin. Der
Informatiker verdient seinen Lebensunterhalt als Fachjournalist und
Berater für Sicherheitsfragen.
Von November 2000 bis Juli 2003
gehörte er als "Direktor für Europa" dem Vorstand der
Internet-Aufsichtsbehörde ICANN an. Müller-Maguhn tritt vehement für
ein freies Internet ein. Statt zur Zensur zu greifen, müsse die
Medienkompetenz der Menschen gestärkt werden. |
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Wir
bieten auch Tageskarten an für Leute, die sich nur für den
Konferenzteil interessieren. Aber das Programm ist insgesamt
technikorientierter als beim Kongress in Berlin im letzten Jahr, wo
stärker die gesellschaftlichen Konsequenzen der Technik im Vordergrund
standen. Insgesamt ist es schon eher eine Veranstaltung innerhalb der
Szene. |
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heute.online: Was sind denn die Hauptthemen in diesem Jahr? |
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Müller-Maguhn:
Es geht natürlich viel um technische "Updates". Ein Schwerpunkt ist der
neue Standard für Adressen im Internet, die so genannte IPV6-Technik.
Auch die aktuelle Sicherheitsdiskussion im Zusammenhang mit den Folgen
des 11. September wird Thema sein. Hier spielt die Diskussion um
biometrische Daten und die ganze Überwachungstechnologie eine Rolle. |
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Natürlich
geht es auch um die gesellschaftliche Verantwortung, die wir bei der
Anwendung solcher Technologien haben, aber alles in allem überwiegen
doch technische Fragestellungen. |
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heute.online:
Du hast ja bis vor knapp einem Monat noch im US-Internet-Gremium ICANN
die europäischen Interessen vertreten. Was sind denn die europäischen
Interessen, und spiegelt sich das im Camp wider? |
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Müller-Maguhn:
Da sind zunächst die Abhängigkeiten gegenüber der amerikanischen
Rechtsprechung und die technologischen Abhängigkeiten. Die zentralen
Server liegen in den USA. Das war bisher eine technische Tatsache. Doch
jetzt liegen die Nerven blank, besonders nach den jüngsten
US-amerikanischen Machtgelüsten. Das rückt die Diskussion um
europäische Server wieder stärker in den Vordergrund. |
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Im
Camp spiegelt sich das wider und zieht sich wie ein roter Faden durch
die Themen. Es darf überhaupt keine Regierung geben, die
überproportional Einfluss auf Datenströme hat. Viele der technischen
Diskussionen drehen sich um diese Frage. Auch beim amerikanischen
Navigationssystem GPS und seinem europäischen Konkurrenten Galileo geht
es genau darum. |
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heute.online:
Bei einem der Hacker-Kongresse in Berlin hatte ein Teilnehmer die
Internetseite der Polizeigewerkschaft für einige Stunden umgestaltet,
und damit mal wieder gezeigt, wie es um die Sicherheit im Netz bestellt
ist. Was ist denn dieses Mal zu erwarten? |
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Müller-Maguhn:
Es wird natürlich wieder Wettbewerbe geben, die darauf abzielen, Systeme
zu überlisten. Das hat was Sportliches und ist ganz klar Teil des
Camps. Dieses Mal wird es viel um Sicherheitslücken bei
Open-Source-Software gehen, wie etwa um Linux. Aber da gibt es in der
Szene unterschiedliche "religiöse Strömungen". Das will ich hier lieber
nicht vertiefen. |
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